5 Konflikte, die jedem Paar begegnen
- breuer-coaching
- 8. Juli
- 3 Min. Lesezeit

Streit als „Königsweg der Verständigung“ – ernsthaft? Ja!
So blicken die Autoren dieses Buches auf Auseinandersetzungen in Beziehungen. Julie Schwarz Gottman und John Gottman sind beide Psychologen und Beziehungsforscher und sie sind seit vielen Jahren ein Ehepaar. Die Gründer des „Love Labs“, in dem sie über Jahrzehnte tausende Paare beim Streiten beobachteten, bestehen darauf, dass Streit und Ärger in Beziehungen normale, notwendige Ereignisse sind, und sogar gut für unsere Beziehung, wenn wir mit ihnen umzugehen wissen.
Warum streiten wir, wie wir streiten? Dieser Frage gehen die Autoren zu Beginn ihres Buches nach und sprechen von drei unterschiedlichen Konfliktstilen: den „vermeidenden“, den „validierenden“ und den „impulsiven“ Konfliktstil. Alle drei Stile bringen ihre Vor- und Nachteile mit sich. Wie wir streiten, ist abhängig oft davon, in welcher „Streitkultur“ wir aufgewachsen sind, welche Beziehung wir zu Streit haben. Auch unsere „Metaemotionen“, das heißt unsere Emotionen in Bezug auf Emotionen spielen eine große Rolle für die Art und Weise, wie wir in Konfliktsituationen handeln. Laufen wir eher davon weg, wollen wir Streit konstruktiv lösen oder platzen die Emotionen aus uns heraus? Eine Herausforderung ist es für Paare vor allem, wenn die Metaemotionen bei den Partnern gegensätzlich sind.
Auch die „Konfliktmathematik“ spielt eine große Rolle dabei, ob Streit in der Beziehung langfristig zu einer Negativspirale führt oder eine gesunde Reibung darstellt, an der das Paar gemeinsam wachsen kann. Denn laut Gottmann und Gottman braucht es in einer Beziehung das Verhältnis von fünf positiven Interaktionen, um eine negative Interaktion zu kompensieren. Abhängig von diesem Verhältnis konnten die Gottmans sehr genaue Vorhersagen darüber treffen, welche Paare langfristig zusammenbleiben würden und welche sich trennten. Mit einer Trefferquote von 90%. Die Gottmans vergleichen die Beziehung mit einem emotionalen Bankkonto. Überwiegen die positiven Interaktionen mit einem Verhältnis von 5 zu 1 gegenüber den negativen hat das Paar eine sehr gute Chance , glücklich zusammenzubleiben. Die Zugewandtheit der Partner gegenüber ihren Gegenparts spielt hier eine maßgebliche Rolle – auch im Streit. Paare mit einem „Muster der Abwendung“ geraten schnell ins Minus und überstehen Krisen weniger gut.
Auch die „vier apokalyptischen Reiter“ geben den Forschern Auskunft darüber, ob eine Beziehung droht zu einem frühzeitigen Ende zu kommen. Diese vier Verhaltensweisen in Streitsituationen sind Kritik, Abwehr, Mauern und Verachtung. Auch immer wieder fehlgeschlagene Kontaktangebote sind ein Indikator dafür, dass die Paare sich im stressigen Alltag zu verlieren drohen. Kommt es dann zu Auseinandersetzungen, geht es häufig nicht um die Flasche Wein, den Blumentopf oder die Pizza, an der sich der Streit entzündete, sondern um viel tiefer liegende und wesentlich bewegendere Themen, wie Werte, unerfüllte Bedürfnisse oder verborgene Träume. Hier hilft nur das Gespräch, der intensive Austausch darüber, worum es uns wirklich geht.
Erfolgreiche Paare kommunizieren anders. Sie sprechen über ihre Gefühle, darüber, was sie brauchen und sich wünschen, ohne dem oder der Anderen Vorwürfe zu machen. Empathisches Zuhören und Verstehen wollen sind weitere Bausteine für eine glückliche Beziehung.
Das Buch der Gottmans ist ein wahrer Schatz, wenn es darum geht, zu verstehen, was passiert, wenn wir uns streiten, welche Verhaltensweisen konstruktiv sind im Streit und wie wir gemeinsam durch Streit als Paar wachsen können. Ich kann es jedem ans Herz legen, der oder die sich für das Thema Konflikte und Beziehungen interessiert.
5 Konflikte, die jedem Paar begegnen … und wie die Liebe daran wachsen kann Julie Schwartz Gottman und John M. Gottman Ulstein Verlag