Stop Overthinking
- breuer-coaching
- 23. Juli
- 2 Min. Lesezeit

Nick Trenton widmet sich mit „Stop Overthinking“ einem Thema, das viele Menschen kennen und das in meiner Coaching-Praxis regelmäßig auftaucht: dem Zustand, wenn Nachdenken in ein Zerdenken, ein Sich-Verheddern in Gedankenschleifen, ein unaufhörliches Grübeln kippt.
Overthinking klingt harmlos, ist aber für viele eine sehr belastende Angelegenheit: Der Kopf arbeitet unaufhörlich, oft in Form von Sorgen, Selbstzweifeln, Kontrollbedürfnis oder innerer Kritik. Die Gedanken kreisen um Vergangenes, Unveränderliches oder um Zukunftsszenarien, die sich kaum greifen lassen. Und statt Lösungen zu produzieren, erzeugen sie Stress, Angst und Erschöpfung.
Trenton formuliert eine interessante Hypothese:
Overthinking ist weniger ein Problem des Denkens – sondern ein Symptom der Angst.
Wer grübelt, sorgt sich meist nicht aus Langeweile. Oft steckt ein diffuses Unbehagen dahinter: Angst vor Kontrollverlust, vor Fehlentscheidungen, vor Zurückweisung oder vor der eigenen Verletzlichkeit. Und so versuchen wir, durch Denken das Unkontrollierbare in den Griff zu bekommen. Nur funktioniert das so nicht. Denn wir versuchen hier mit Denken Lösungen zu produzieren, deren Probleme wir durch unser Denken erst geschaffen haben.
Trenton erklärt diesen Mechanismus verständlich, unter anderem mit einem Verweis auf das Default Mode Network, einem Teil unseres Gehirns, der im Ruhezustand aktiv ist und zur inneren Verarbeitung dient. Menschen mit hoher Sensitivität, starker innerer Unruhe oder belastenden Erfahrungen (wie früherem Trauma) erleben hier besonders intensive Gedankenschleifen.
Das Herzstück des Buches sind die 23 Techniken, die Trenton vorstellt, um Overthinking zu stoppen oder besser gesagt: zu unterbrechen, zu regulieren und langfristig in andere Bahnen zu lenken. Darunter finden sich bekannte Methoden aus dem Stressmanagement, der kognitiven Verhaltenstherapie, der Achtsamkeitspraxis und der Selbstregulation.
Einige Highlights:
Die 4-A-Methode: Ausweichen – Annehmen – Anpassen – Aktiv werden.
Kognitive Umstrukturierung: Gedanken hinterfragen, neu bewerten, bewusst umformulieren.
Sorgen-Stopp-Übungen: Grübelzeiten begrenzen, nächtliches Gedankenkarussell stoppen.
Autogenes Training und Progressive Muskelentspannung: Den Körper als Anker nutzen.
Erkennen kognitiver Verzerrungen: Die „inneren Narrative“ enttarnen, die uns immer wieder an der Nase herumführen.
Diese Techniken (es gibt durchaus noch weitere, die im Buch beschrieben werden) sind praxisnah erklärt, gut umsetzbar und besonders hilfreich für Menschen, die erste Schritte in Richtung innerer Ruhe und Selbstführung machen wollen.
Trotz vieler kluger Impulse bleibt das Buch an manchen Stellen an der Oberfläche. Trenton vermittelt Werkzeuge, aber keine tiefere Arbeit an den Ursachen.Generell fehlt der Blick auf den sozialen, biografischen und emotionalen Kontext des Overthinkings: Was hat mich gelehrt, immer alles kontrollieren zu wollen? Wo habe ich gelernt, dass ich Fehler vermeiden muss? Welche Beziehungserfahrungen nähren mein Grübeln?
Wer diese tieferen Fragen stellen möchte – im Coaching oder in Selbsterfahrung – wird durch das Buch angeregt, aber nicht vollständig begleitet.
„Stop Overthinking“ ist ein praktischer, niederschwelliger Ratgeber, der sich gut für den Einstieg eignet. Er bietet anwendbare Werkzeuge, macht Mut und gibt ein Gefühl von Selbstwirksamkeit zurück, eine sehr wichtige Grundlage, um Gedankenschleifen wirklich zu unterbrechen. Für alle, die das Gefühl haben, ihren Gedanken ausgeliefert zu sein, ist dieses Buch ein wertvoller Einstieg. Für alle, die jedoch tiefer an den Ursachen arbeiten möchten, kann es eine Einladung sein, sich durch Coaching oder Therapie weiter auf den Weg zu machen.
Stop Overthinking – 23 Techniken, um Stress abzubauen, Negativspiralen zu unterbrechen und den Geist zu entlasten
Nick TrentonFinanzbuch Verlag