People Pleasing von Dr. Ulrike Bossmann
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- vor 5 Tagen
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Falls du den Verdacht hast oder dir sogar ziemlich sicher bist, dass du dazu neigst, deine eigenen Interessen, deine Meinung und deine Wünsche ständig für andere zurückzustellen, dann dürfte dieses Buch genau das Richtige für dich sein.
Die Psychologin und systemische Therapeutin Ulrike Bossmann zeigt in ihrem Buch, wie People Pleasing bereits in der Kindheit seine Wurzeln schlägt, wie es entsteht und warum vor allem Frauen häufiger in die Harmoniefalle geraten als Männer.
Aber was genau versteht man eigentlich unter People Pleasing? Menschen mit dieser Neigung sind oft nicht besonders gut mit sich selbst im Kontakt und gehen Konflikten lieber aus dem Weg. Ihr Ziel ist es, es anderen rechtzumachen, um gemocht zu werden und nicht abgelehnt zu werden. Ihr Selbstwertgefühl hängt stark von der Anerkennung anderer ab. Kritik oder Unzufriedenheit mit ihrer Person lässt ihr Selbstbewusstsein blitzartig wie ein Kartenhaus zusammenfallen. Sie setzen sich eigene Validierungsziele und machen ihr Selbstwertgefühl von der Rückmeldung anderer abhängig – und zwar genau in dem Bereich, den sie sich selbst ausgesucht haben. Ein Beispiel: Eine Frau möchte eine besonders gute Mutter sein. Sie strengt sich unermüdlich an, dieses Ziel zu erreichen, und macht sich dadurch immer abhängiger von der Reaktion anderer auf ihr „Muttersein“. Alles wird darauf ausgerichtet, ob sie ihr selbst gestecktes Ziel erreicht – und immer wieder stellt sie sich selbst infrage.
Erfolge bleiben dabei meist auf der Strecke, weil die ganze Aufmerksamkeit darauf gerichtet ist, ob man es anderen rechtgemacht hat. Selbst kleinste Anzeichen werden als Bestätigung für das eigene Versagen gewertet. People Pleaser sind ihre eigenen schärfsten Kritiker.
Eine weitere Folge des People Pleasings ist das Fehlen innerer Klarheit. People Pleaser spüren ihre eigenen Bedürfnisse oft kaum noch und können sie auch nicht angemessen äußern. Häufig befinden sie sich in einem Zustand innerer Zerrissenheit. Die Angst, andere zu enttäuschen oder zu verärgern, führt dazu, dass sie ihre eigenen Grenzen ständig ignorieren oder überschreiten. Von Selbstfürsorge ist dann meist keine Spur mehr.
Bossmann erläutert all diese Zusammenhänge sehr ausführlich und gut nachvollziehbar. Was das Buch aber zu einem echten Schatz macht, sind die vielen Fallbeispiele und vor allem die Übungen, mit denen der Leser herausfinden kann, ob er zum People Pleaser neigt und wie sich dieses Verhaltensmuster durchbrechen lässt. Wie kann ein People Pleaser aus dem sich selbst verstärkenden Antreiber-Kreislauf aussteigen? Wie lassen sich die inneren Antreiber auf frischer Tat ertappen? Welche Schritte sind notwendig, um ein Verhaltensmuster zu unterbrechen? Und wie kann man neue Erfahrungen machen?
Bossmann versteht ihr Buch nicht als reine Schritt-für-Schritt-Anleitung, was zu tun ist. Vielmehr möchte die Autorin den Leser dabei unterstützen, zu mehr Selbstempathie zu gelangen und mit den Übungen mehr Achtsamkeit für die eigenen Bedürfnisse zu entwickeln.
Insgesamt ist das Buch eine sehr hilfreiche Lektüre, um zu überprüfen, ob man zum People Pleasing neigt. Selbsttests und zahlreiche Fallbeispiele helfen dabei, sich dem Thema zu nähern. Auch die interessanten Übungen bieten erste Ansätze, um in das Thema einzusteigen. Ob das am Ende ausreicht, um aus dem Kreislauf und den oft jahrzehntelang antrainierten Verhaltensmustern auszusteigen, darf natürlich in Frage gestellt werden. Als Einstiegslektüre ist das Buch aber in jedem Fall eine äußerst wertvolle Unterstützung.
People Pleasing: Raus aus der Harmoniefalle und weg mit dem schlechten Gewissen
Dr. Ulrike Bossmann
Beltz Verlag